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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 694 mal aufgerufen
 Krankenpflege
Jakob52 Offline



Beiträge: 3

23.02.2011 14:21
Männerfeindlichkeit in der Pflege Antworten

In meiner Tätigkeit als Krankenpfleger in einem ambulanten Pflegedienst eines kirchlichen Trägers, werde ich immer häufiger mit dem Phänomen der "Männerfeindlichkeit" von vielen Patientinen konfrontiert. Viele Frauen lehnen in der Tat die Pflege von einem Krankenpfleger ab und wollen ausschlieschlich von einer Krankenpflegerin betreut werden. Dieses Verhalten führt u.a. zu organisatorischen Probleme bezüglich der Verteilung von Patienten unter den Mitarbeiter. Vor allem bei Pflegenotfälle während der Rufbereitschaft, kommt es gelegentlich vor, daß Angehörige von Patienten oder Patienten selber, mir den Zutritt zum Haus oder zu der Wohnung verweigern, weil ich ein Pfleger bin. Die Enttäuschung dieser Leute ist in Ihrem Gesicht deutlich zu sehen, wenn vor ihrer Tür, anstatt eine Krankenschwester ein älterer Pfleger steht. Ich habe vor 30 Jahren diesen Beruf mit Begeisterung gelernt, um kranke Menschen zu pflegen, unabhängig vom Geschlecht dieser Leute und kurz vor Ende meines Berufslebens werde ich mit dieser Dikriminiereng konfrontiert. Das tut weh. Merkürdigerweise werden viele von diesen Patientinen von einem Hausarzt verorgt und nich von einer Hausärztin. Man kann sich tatäschlich die frage stellen, wieso wird die Pflege von einem Krankenpfleger abgelehnt, die ärztliche Versorgung durch einen männlichen Mediziner dagegen nicht?

Yvonne Erdmann ( Gast )
Beiträge:

23.02.2011 16:34
#2 RE: Männerfeindlichkeit in der Pflege Antworten

Sehr geehrter Jakob52,

ich kann Ihre Fragen nachvollziehen. Viele Pflegebedürftige wünschen sich die Hilfe durch eine weibliche Pflegerin. Das ist keine gezielte Diskriminierung männlicher Pflegekräfte, sondern im Hintergrund steht zumeist die Überlegung, dass bei der Pflege viele, auch intime, Handreichungen notwendig sind, die viele Frauen lieber von einem Menschen des gleichen Geschlechts erhalten wollen.
Bei einem Arztbesuch oder auch einem Krankenhausaufenthalt können (und müssen) diese Wünsche oftmals ausgeblendet werden. Zum einen, da keine Alternativen bestehen und zum anderen, weil man diese Einrichtungen ja bald wieder verlässt.
Eine Pflegeleistung ist hingegen über eine längere Zeit notwendig, wenn nicht anhaltend.
Wäre es für alle Beteiligten nicht besser, wenn über diese Fragen nicht vorausschauend gesprochen würde. Wenn bei einem Notfall der Patient vorher informiert würde, dass heute anstelle von Frau A Herr B kommt. Und noch besser, wenn der Wunsch der Pflegebedürftigen von vornherein, beim Erstkontakt, aufgenommen und weitgehend berücksichtigt würde? Ich vermute, dass würde generell die Arbeitszufriedenheit im Pflegeteam erhöhen.

Mit freundlichen Grüßen
Yvonne Erdmann

Jakob52 Offline



Beiträge: 3

23.02.2011 17:53
#3 RE: Männerfeindlichkeit in der Pflege Antworten

Ich kann Ihre Argumentation gut verstehen. Bei der Aufnahme von Patientinen, wird bei uns standartmäßig darauf hingewiesen, daß unser Pflegedienst über einige männlichen Mitarbeiter verfügt (Pfleger und Zivildienstleistende) und wenn der Wunsch geäußert wird von einer Pflegeperson des selben Geschlechts gepflegt zu werden, wird dieser Wunsch berücksichtigt. Wenn es um die Rufbereitschaft geht, ist es allerdings sehr umständlich, unsere ca. 200 Patienten und deren Angehörige zu informieren bzw. zu warnen, daß im Notfall ein Pfleger kommen würde. Dieser Wunsch nach geschlechtbezogener Pflege kommt übrigens häufig von den Angehörigen und nicht immer von der Patientin selbst. Ich kenne eine Frau, die ihre im Koma liegende Mutter pflegt. Diese Frau, die ich übrigens sehr schätze, will nicht daß der Blasenkatheter von Ihrer Mutter von einem Pfleger gewechselt wird. Ich bin überzeugt, daß dieses Verhalten mit der christlichen Moral zu tu hat. Die Ablehnung der Pflege von einem Pfleger ist in den meisten Fälle bei älteren Frauen und häufiger in katholischen Dörfer als bei jüngeren Frauen und in Ortschaften mit protestantischer Mehrheit festzustellen. Wir befinden uns nämlich in einem ländlichen Gebiet. Wie es diesbzüglich in einer größeren Städt aussieht, kann ich aus mangelnder Erfahrung nicht beurteilen. Ich habe jahrelang auf einer Intensivstation gearbeitet und dort wurde ich mit der Männerfeindlichkeit nie konfrontiert. Merkwürdig ist es dennoch, daß umgekehrt männliche Patienten mit der Pflege von einer Krankenschwester nicht die selbe Probleme haben...?

Yvonne Erdmann ( Gast )
Beiträge:

24.02.2011 10:36
#4 RE: Männerfeindlichkeit in der Pflege Antworten

Guten Tag Jakob52,

zunächst zu Ihrer letzten Bemerkung: auch in größeren Städten und Ballungszentren haben Frauen zumeist den Wunsch, von einer Pflegerin gepflegt zu werden. Das gilt teilweise sogar für Männer. Auch Gepflegte türkischer Herkunft bevorzugen nach meiner Kenntnis weibliche Pflegekräfte.
Das würde ich nicht als Männerfeindlichkeit interpretieren. Die Ursachen für ein solches Verhalten liegen m.E. eher in der Soziokultur der Gepflegten und auch in der Geschichte der Krankenpflege. Es war vor allem ein Frauenberuf.
Im Falle der Rufbereitschaft bin ich nicht ganz Ihrer Meinung. Ich halte es für angemessen, dem Anrufer oder der Anruferin zu sagen, welcher Mitarbeiter kommt und, wenn die Gepflegte normalerweise nur von einer Pflegerin versorgt wird, auch zu erklären, warum sie in diesem Fall ein Pfleger versorgen wird. Ein Notfall ist m.E. mit einem Krankenhausaufenthalt zu vergleich, da ist Mann oder Frau froh, wenn geholfen wird.

Mit freundlichen Grüßen
Yvonne Erdmann

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